Wenn die Drittliga-Experten vor der Saison 2024/2025 bezüglich der Abstiegskandidaten befragt wurde, dann fiel als Antwort auch oft der FC Viktoria Köln.
Doch die Mannschaft von Trainer Olaf Janßen sowie der sportlichen Führung um Stephan Küsters (Sportchef) und Franz Wunderlich (Sportvorstand) lässt die Kritiker verstummen. Und das schon im sechsten Drittliga-Jahr in Serie.
Nach dem Tod des langjährigen Viktoria-Mäzen Franz-Josef Wernze mussten und müssen die Kölner mit weniger finanziellen Mitteln auskommen. Janßen, Küsters und Wunderlich haben es trotz der - im Liga-Vergleich - geringeren monetären Möglichkeiten geschafft, einen guten Kader, der aktuell fünf Punkte vor einem Abstiegsplatz und sieben Punkte hinter Aufstiegsrelegationsrang drei liegt, zusammenzustellen.
Am Mittwochabend (11. Dezember, 19 Uhr) geht es für die Viktoria zum Mittelrheinpokal-Achtelfinale zum Landesligisten TuS Chlodwig Zülpich. RevierSport hat noch vor diesem Spiel mit Viktoria-Sportdirektor Stephan Küsters gesprochen.
Stephan Küsters, worauf wird es am Mittwochabend ankommen?
Wir müssen hoch konzentriert ins Spiel gehen und dürfen den Gegner keinesfalls unterschätzen. Wir haben schon eine Runde zuvor gegen Bornheim gesehen, dass ein Landesligist sehr gefährlich werden kann. Wir wollen zeigen, dass wir der Drittligist sind und ins Viertelfinale einziehen. Das ist nun mal der schnellste Weg in den lukrativen DFB-Pokal.
Nach zuletzt drei Niederlagen folgte nun ein wichtiger Sieg gegen den VfL Osnabrück. Was hat die Mannschaft anders und besser als in der vergangenen drei Partien gemacht?
Nichts (lacht). Ehrlich: Ich finde, dass wir mit das schlechteste Saisonspiel gemacht haben, aber am Ende als Sieger daraus gehen. So geht das natürlich auch. Ich habe es lieber so, als zu verlieren und mit Lob überhäuft zu werden. Dann spielen wir lieber schlechter, gewinnen aber.
Geht es für die Viktoria in dieser Saison um den Auf- oder Abstieg?
Wir wollen uns natürlich immer weiter von unten entfernen und nicht in Gefahr geraten. Aber diese Liga ist so verdammt schwer und eng. Da muss man wirklich nur von Woche zu Woche schauen.
Gegen Osnabrück war Ihr Trainer Olaf Janßen bei "Magenta" verkabelt. Was sagen Sie zu diesem Experiment?
Die Zuschauer haben sich vielleicht bisschen mehr erhofft. Das habe zumindest ich gehört und gelesen. Manche dachten, dass Olaf 90 Minuten live auf Sendung sein wird. Aber wir hatten unseren Mann neben dem Magenta-Mitarbeiter sitzen und dieser musste Olafs Kommentare erst freigeben. Olaf ist aber kein Typ, der ausfallend oder ähnliches wird. Er hat sich immer unter Kontrolle und ist damit vielleicht für den einen oder anderen etwas langweilig. Ich finde es aber auch problematisch, wenn man bei solch einer Verkabelung seinen Emotionen freien Lauf lässt. Es sind eben Emotionen und manche Menschen könnten Wörter oder Sätze in einen falschen Hals bekommen und denjenigen, der verkabelt ist, in eine Ecke stecken, in die er gar nicht gehört.
17 Spieltage und schon sechs Trainer mussten gehen. Wie stehen Sie zu diesen Entlassungen als Sportchef?
Bei der Viktoria haben wir kurze Wege. Da entscheiden zwei Leute und zwei weitere werden vielleicht noch befragt. Das bleibt alles im engen Kreis. Bei Klubs wie Rot-Weiss Essen oder VfL Osnabrück geht es ganz anders zu. Sie sind einfach wuchtiger und interessanter für alle im Umfeld. Klar: Die Vereine werden nervös, wenn sie im Abstiegskampf sind. Keiner will schließlich in die Regionalliga. Ein Gang aus Liga drei in die 4. Liga ist immer brutal - auf allen Ebenen. Am Ende des Tages bin ich jemand, der einem Trainer viel Vertrauen schenkt und eine Entlassung immer die letzte Möglichkeit ist. Aber das muss jeder Verantwortliche, jeder Verein für sich selbst entscheiden. Ich gebe auch mal ein Beispiel, wo Geduld belohnt wird: Letztes Jahr haben wir in Bielefeld gewonnen und die ganze Alm wollte Mitch Kniat davon jagen. Der Verein hielt an ihm fest und jetzt sind sie in der 3. Liga oben und stehen im DFB-Pokal-Viertelfinale. So geht das auch. Fußball eben.
Wie plant der FC Viktoria Köln den Winter?
Mit Donny Bogicevic und Robin Velasco sind seit wenigen Tagen zwei Langzeitverletzte wieder dabei. Das sind gefühlt unsere zwei Winter-Zugänge. Wir planen personell nichts. Aber klar ist doch, dass in diesem Geschäft immer etwas passieren kann. Wir starten am 3. Januar und fliegen vom 4. bis zum 11. Januar in die Türkei nach Belek. Hier befinden wir uns noch in Gesprächen bezüglich zwei Testspielen.